Tod während der Eigentümerversammlung in Dossenheim
Am 20.08.2013 erschoss ein Wohnungseigentümer (71) in Dossenheim bei Heidelberg zwei andere Miteigentümer, verletzte fünf weitere Menschen - darunter seine Frau, bevor er sich dann selbst tötete. Aufgestautes und Hilflosigkeit, aber auch
mangelnde (Alters-) Einsicht können mögliche Gründe für diese Tat gewesen sein.
Der 71-jährige warf den anderen Eigentümern im Zusammenhang mit einer fehlerhaften Nebenkostenabrechnung „Betrug" vor und war vom Verwalter des Raumes verwiesen worden. Mit dem Ausschluss von der Eigentümerversammlung konnte er seinen Gedanken keine Worte mehr geben. Eine inhaltliche Prüfung des Sachverhaltes stand wohl nicht mehr zur Diskussion.
Gewalt ist keine Lösung. Die Tat ist abscheulich und zu verurteilen.
Dennoch ist die soziologische Ebene der Wohnungseigentümer kaum bekannt oder gar erforscht. Insbesondere in Eigentümerversammlungen können massive Spannungsfelder auftreten. Diese können vielseitig sein: historische nachbarschaftsrechtliche Auseinander-setzungen, permanentes „Chemie"-Problem zwischen einzelnen Eigentümern, intensives Geltungs- und/oder Darstellungsbedürfnis Einzelner oder gar einfach auch die Klärung eines Sachverhaltes.
Sollte in der Eigentümerversammlung eine Gemengelage mehrerer Faktoren gleichzeitig auftreten, dann ist ein WEG-Verwalter als Versammlungsleiter massiv gefordert. Hier zählt die persönliche Erfahrung des alleinstehenden Verwalters zur Beherrschung der Lage. Als letztes Mittel stehen ihm dann der Raumverweis eines einzelnen Eigentümers oder der Abbruch der Eigentümerver-sammlung zu Verfügung.
Die zahlreichen, bestinformierten Medien berichten fast übereinstimmend von einer Nebenkosten-abrechnung. Hier ist wohl eher im Rahmen des WEG die Abrechnung über den Wirtschaftsplan oder umgangssprachlich die „Jahresabrechnung" gemeint.
Wir Wohnungseigentümer drücken hiermit allen Opfer und Hinterbliebenen unser Mitgefühl für die erlittenen Schmerzen aus.
21.08.2013 – Dieter Walinski